Erweiterung und Validierung von Bemessungsregeln für die internationale Anwendung
In Deutschland bewährte Bemessungsregeln für Anlagen der Abwasser- und Schlammbehandlung sind ausgerichtet auf die im Inland vorherrschenden Randbedingungen. Zur Erzielung wirtschaftlicher Lösungen in Ländern mit anderen abwassertechnischen und klimatischen Randbedingungen ist daher eine Anpassung der Bemessungsansätze notwendig.
Das vom BMBF geförderte EXPOVAL-Verbundprojekt („Exportorientierte Forschung und Entwicklung im Bereich Abwasser – Validierung an technischen Anlagen“) hatte daher die Erweiterung der Bemessungsvorschriften, wie sie beispielsweise im DWA-Regelwerk festlegt sind, für die Randbedingungen in anderen Ländern zum Ziel. Dies betrifft insbesondere höhere und niedrigere Abwassertemperaturen (5 – 30 °C) sowie erhöhte Salzgehalte (bis 10 g/l).
Die entwickelten Bemessungsregeln sind anwendungsorientiert an großtechnischen Anlagen validiert und konkrete Praxisempfehlungen zu Auslegung und Betrieb sind abgeleitet worden. Zu Vergleichszwecken und für spezielle Fragestellungen wurden ergänzende Untersuchungen an klein- und halbtechnischen Versuchsanlagen durchgeführt. Die Untersuchungen fanden auf Kläranlagenstandorten in unterschiedlichen Klimazonen statt (siehe unten stehende Karte).
Fokus auf kommunaler Abwasserreinigung
Der Untersuchungsschwerpunkt lag dabei auf international gängigen Verfahren der kommunalen Abwasserreinigung, wie z. B. Belebungsverfahren, Tropfkörperverfahren, Anaerobverfahren und Abwasserteichen. Neben der Auslegung dieser Verfahren wurden Fragen der Belüftungstechnik, die Behandlung von Klärschlämmen und die Abwasserdesinfektion betrachtet.
Die Untersuchungen zu den genannten Schwerpunkten erfolgten in sieben Unterverbünden, in denen jeweils Industrie- und Hochschulpartner zusammen an einem Schwerpunktthema arbeiteten.
Aufbauend auf früherem Forschungsverbundprojekt
In das Projekt flossen zudem Ergebnisse aus früheren BMBF-geförderten Vorhaben des Verbundprojekts „Exportorientierte Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet Abwasser“ ein (siehe dazu Projekt-Website beim früheren Verbundkoordinator Ruhr-Universität Bochum).
Erarbeitung des DWA-Themenbandes T4/2016
Die Ergebnisse, insbesondere die praxistauglichen Bemessungsalgorithmen, wurden in Form des international orientierten DWA-Themenbandes T4/2016 aufbereitet und ergänzen das bestehende Regelwerk der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA). In dem Themenband wurden Bemessungsansätze und betriebliche Hinweise sowie Beispielberechnungen für gängige Abwasserverfahren zusammengestellt. Die Erarbeitung erfolgte durch die projektbegleitend tätige DWA-Arbeitsgruppe BIZ-11.3 „Bemessung von Kläranlagen in warmen und kalten Klimazonen“, die im Mai 2012 gegründet wurde.
Stärkung der Exportposition deutscher Akteure im Abwassersektor
Die Erweiterung der deutschen Bemessungsregeln ermöglicht eine angepasste und wirtschaftliche Auslegung von Abwasseranlagen in anderen Ländern. Damit trägt das Projekt zu einer besseren Positionierung deutscher Anbieter beim weltweiten Export von Abwassertechnologien bei.
Projektlaufzeit
BMBF-geförderte Laufzeit: 01/2012 – 10/2016. Die Ergebnisverbreitung erfolgt auch über diesen Zeitraum hinaus.
Förderung durch das BMBF
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) förderte das Verbundprojekt mit einer Zuwendung von 7,5 Mio. € (Förderkennzeichen 02WA1252A – 02WA1252S), bei Gesamtprojektkosten von 9,7 Mio. €.